Geschichtswerkstatt Gröpelingen im Deutschen Schifffahrtsmuseum

Hobbyhistoriker aus dem Bremer Arbeiterstadtteil zeigen in Bremerhaven zwei Filme

 

(teilveröffentlicht in der Nordsee-Zeitung am 27.08.2008, im Bremer Anzeiger am 03.09.2008 und vollveröffentlicht im Stadtteilkurier West des Weser-Kuriers / Bremer Nachrichten am 01.09.2008)

Es ist der 11. Mai 1995, 15 Uhr. Der Kapitän der Hanjin Tacoma, eines riesigen Bulk-Carriers, meldet von See seine ETA (Expected Time of Arrival), seine erwartete Ankunftszeit, beim Weserlotsenschiff in der Deutschen Bucht.“ So beginnt ein spannend und unterhaltend gestalteter Film der Bremer Filmamateure.

Das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff der südkoreanischen Reederei Hanjin hat 40 Tausend Tonnen Koks aus Japan für die Bremer Stahlwerke geladen und ist wie alle Schiffe über 90 m Länge verpflichtet, in der Deutschen Bucht einen Lotsen an Bord zu nehmen. So wird der zuständige Seelotse am nächsten Morgen mit einem Versetzboot von dem Lotsenstationsschiff „Gotthilf Hagen“ zur Hanjin Tacoma gebracht. Er lotst das Schiff sicher im Verlauf einer dreistündigen Fahrt bis in die Höhe des Containerterminals Bremerhaven.
Dort geht der Seelotse von Bord und wird von zwei Flusslotsen der Bremerhavener Lotsenbrüderschaft abgelöst. Das Kamerateam lässt den Zuschauer an einer interessanten Reise flussaufwärts teilnehmen, vorbei an Brake, Farge und den Schiffswerften und Ausflugszielen in Vegesack, bis die Hanjin Tacoma die Schleuse zu den tideunabhängigen Bremer Industriehäfen erreicht. In Höhe Osterort werden die fünf Schlepper Sirius, Grohn, Vegesack, Berne und Brake geordert, um das samt Ladung 20 Millionen Euro teure Ungetüm durch die Schleuse in den Kohlehafen zu bugsieren. Dies ist ein nervenaufreibendes Unterfangen, da an Steuerbord und Backbord nur 50 Zentimeter Abstand zu den Spundwänden verbleiben und das Schiff tiefer liegt als gemeldet.
Der 1996 fertiggestellte Dokumentarbericht hat bereits mehrere Filmpreise gewonnen. Die Geschichtswerkstatt Gröpelingen e.V. zeigt diesen 23-minütigen Film erstmalig in Bremerhaven am Di, dem 02.09.2008, um 11 Uhr im Rahmen der diesjährigen Maritimen Woche im Großen Saal des Deutschen Schifffahrtsmuseums. Ein Vertreter der Bremer Filmamateure e.V. wird bei der Veranstaltung anwesend sein und im Anschluss dem Schifffahrtsmuseum den Film als ständige Leihgabe überreichen.

An der Getreidepier

Schon zwei Tage später am Do, dem 04.09.2008, zeigt die Geschichtswerkstatt am gleichen Ort um 11 Uhr eine eigene Produktion aus dem Jahr 2006, Titel: „Moderner Getreideumschlag in der GVA – Die Getreideverkehrsanlage als lebendes und arbeitendes maritimes Denkmal“.
Der 30-minütige Film befasst sich im ersten Teil mit der Baugeschichte der Anlage, die in den Jahren 1915 bis 1919 von der Stadtgemeinde Bremen auf Betreiben der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) erbaut wurde und im Verlauf der Jahrzehnte eine Reihe von kostenträchtigen Änderungen erfuhr. Im zweiten Teil kann der Besucher Schiffe aus aller Herren Länder bewundern, die in der Zeit von Anfang Mai bis Ende August 2006 ihre Ladung an der Getreidepier löschten. Im dritten Abschnitt wird das Innere der GVA mit ihrem ausgeklügeltem System von Förderbändern, Elevatoren, Messeinrichtungen und Speicherzellen dargestellt, die zum Teil über 90 Jahre alt, aber immer noch funktionstüchtig sind. Dabei nimmt das Filmteam den Zuschauer auf einen fiktiven Rundgang durch die alten und neuen Silos mit. Im letzten Teil wird gezeigt, wie das Getreide sowohl auf dem Land- wie auf dem Wasserweg wieder aus dem Gebäude heraustransportiert wird. Höhepunkt sind hier Filmaufnahmen von einem 30-Tausend-Tonnen-Frachter, der im Großen Wendebecken von zwei Schleppern in Fahrtrichtung gedreht wird, um seine weite Reise mit Weizen für Algerien anzutreten. Ein Anblick, der vielen Bremern und Bremerhavenern noch aus früheren Tagen vertraut sein dürfte. Wer einen Vorgeschmack auf den Film haben möchte, kann sich den 1. Teil im Internet schon jetzt als Livestream unter "Video" ansehen.
Beide Filme sind mit einer vorausgehenden Museumsführung zum ermäßigten Eintritt von 3 Euro verbunden. Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.