Döntjes und Klönschnack in der Stadtbibliothek

Unerwartet große Teilnehmerzahl bei der Autorenlesung der Geschichtswerkstatt 

 

(veröffentlicht auf der Vegesacker Website http://www.vip-bremen-nord.de/Aktuell/doentjes-und-kloenschnack.html und teilveröffentlicht im Weser-Kurier / Bremer Nachrichten, Stadtteilausgabe West, am 28.02.2011) 

Etwa 100 Besucher verfolgten mit großem Interesse die Vorträge aus dem neuen Buch der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e.V. „Noch mehr Döntjes und Klönschnack – Geschichten und Erinnerungen aus Gröpelingen“.

Schwimmziel in Lankenau Schwimmziel in Lankenau

Rotraud Rolfs, ehemalige Gröpelingerin aus der Osternburger Straße, eröffnet den Reigen mit ihrer amüsanten Erzählung aus dem harten Winter 1934, in der Kinder mit ihrem selbstgebauten Iglu eine ganze Straße versperren und die Kutscher von Pferdefuhrwerken bereitwillig Umwege in Kauf nahmen. Rolf Reinermann aus der Bromberger Straße entschuldigt sich zu Beginn dafür, dass sein Bericht über den Bombenterror der Jahre 1943/44 nicht ganz so fröhlich sei, erfährt aber ungeteiltes Interesse der Zuhörerschaft. Die nächste Geschichte von Rotraud Rolfs über die Verzweiflung eines Lehrlings auf der AG-Weser, der aufgrund einer Erkältung mit den „Kerzen“ aus seiner tropfenden Nase während der Arbeit zu kämpfen hat, ruft dagegen wieder Heiterkeit im Publikum hervor. Günter Reichert aus der Liegnitzstraße kann den erstaunten Besuchern eine Anekdote von holländischen Zwangsarbeitern vorlesen, die in den Jahren 1943/44 eine außergewöhnliche Methode entwickeln, an Lebensmittel heranzukommen. Viel Verständnis erfährt die fast 80-jährige Autorin Elisabeth Craß, die heute in Huchting, zum Zeitpunkt ihres Erlebnisses aber in der Bremerhavener Straße wohnte, für ihre Erzählung „Elbe abwärts“, die sie wegen eines Sehfehlers ohne Buch vortragen muss. Ilse Deil aus der Heidbergstraße liest zwei ihrer Erlebnisse vor. In der ersten Anekdote geht es um die Schwierigkeit bei der Beschaffung von Baumaterial in der Nachkriegszeit, in der zweiten darum, wie Kinder ihre Eltern „beim Wort nehmen“ können. Hedda Reichert trägt eine heitere Erzählung aus dem ehemaligen Gröpelinger Badeparadies Lankenau vor und Karin Pfitzner-Brauer eine merkwürdige „Schlüsselgeschichte“ aus ihrer Wohnstraße, dem Feierabendweg.

Arbeiter auf der AG-Weser Abgebrochene Bohrer

In der Anekdote „Der abgebrochene Bohrer“ von Günter Reichert geht es um einen älteren Vorarbeiter auf der Werft, der seinem Gehilfen häufiger Ohrfeigen versetzt, und um die pfiffige Reaktion seiner Arbeitskollegen auf dieses nicht gebilligte Verhalten. In der Erzählung „Die Weinprobe“ von Jens Zimmerling aus der Stettiner Straße erfähren die Zuhörer, wie es Parzellisten ergehen kann, wenn sie zu tief in das Glas ihres Selbstgebrauten geschaut haben. Sigrid Ehrhardt aus dem Feierabendweg berichtet über einen 15-jährigen Jungen in den 60er Jahren, der beim Drücken eines Expanders eine Reihe von Vorderzähnen verlor und auch danach „noch ganz schön durch den Scheuersack“ kam. In ihrer Schilderung „Die Rolling Stones in Bremen“ fühlt sich ein großer Teil der Zuhörerschaft wieder in die Jugendzeit zurückversetzt. Marlies Wolfram aus der Lissaer Straße beschreibt in ihrer Erzählung „Mit einem blauen Auge davongekommen“, wie es einem jungen Mädchen ergehen kann, wenn man beim Fahren mit dem Auto-Scooter die Aufmerksamkeit eines Jungen auf sich lenken möchte. Günter Reicherts Anekdote über einen Fußballtorwart (s. Bild oben rechts), der mit den Folgen eines nächtlichen Saufgelages zu kämpfen hat, und Jens Zimmerlings Geschichte über einen nicht sachgemäßen Umgang mit einem Feuerwerkskörper rufen am Ende noch einmal wahre Heiterkeitsstürme hervor.

Die 16 Beiträge des Abends sind eine Auswahl aus ingesamt 84 Geschichten des vorgestellten Buches. Die Autoren betonen zum Schluss, dass dieser neue Band wie schon der vorangegangene nicht nur heitere, sondern auch eine Vielzahl von ernsten und tiefbewegenden Erzählungen enthält.