Geschichten aus der „christlichen Seefahrt"

„Wir lagen im Persischen Golf vor Anker. Es war so heiß, dass sich der größte Teil der Besatzung unter Deck aufhielt. Selbst der Chief hatte sich im Gemüseraum verkrochen!“

 

Über diese und andere Erlebnisse von Seeleuten aus der Zeit vor der Container-Schiffahrt berichtete Achim Saur vom Waller Geschichtskontor Brodelpott, der zu Gast bei der Gröpelinger Geschichtswerkstatt war.

 

 

(Januar 2007)

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Taschen der Seeleute voller Geld und sie konnten von ihren Erlebnissen aus fernen Ländern und auf „hoher See“ berichten. Seit der Container-Schifffahrt ist alles anders: Kurze Liegezeiten der Schiffe in den Häfen und manchmal nur 3 Mann Besatzung. Da gibt es weder Aufregendes von Bord zu berichten, noch hat man Zeit bzw. das nötige Geld, den jeweiligen Hafen zu besichtigen. Die Seefahrt hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert.

 

Ein Grund mehr für Achim Saur, die Erlebnisse der „Fahrensmänner“ aus den davor liegenden Jahrzehnten in Ton und Bild festzuhalten. Er verwendet dabei ein besonderes digitales Verfahren zur Bearbeitung der Fotos aus den Privatalben der Seeleute. Nachdem die Bilder „eingescannt“ sind, werden sie mit einem speziellen digitalen Programm, das Kameraschwenks, Kamerafahrten und Kamerazooms imitiert, so verändert, dass beim Betrachter der Eindruck von bewegten Fotos entsteht.

Hitze an Bord (aus dem Archiv des Geschichtskontors Brodelpott)

Nachdem die Bilder so das „Laufen“ gelernt haben, werden sie mit den passend geschnittenen Interviews und bekannter Seemannsmusik unterlegt. Was dabei als fertiger „Film“ herauskommt, kann sich hören und sehen lassen, wie der Beifall der Veranstaltungsteilnehmer bewies.

 

Die Hobbyhistoriker aus Gröpelingen hatten die ersten Ergebnisse dieser Arbeit erstmals auf der Maritimen Woche im September letzten Jahres kennengelernt. Sie waren davon so angetan, dass sie sich spontan entschlossen, das Geschichtskontor zu bitten, die vertonten und „laufenden“ Bilder auch in Gröpelingen zu zeigen.

Den Gröpelingern wurde durch den Originalton von ehemaligen Seeleuten ein tiefer Einblick in das Leben an Bord gewährt. So war vom Kapitän als Person „next to god“ (gleich neben dem lieben Gott) die Rede, den man bestenfalls aus der Ferne bewundern konnte. Wenn man allerdings zum Kapitän bestellt wurde, dann meistens nur, weil „man etwas ganz Schlimmes ausgefressen“ hatte. Die strenge Rangordnung auf manchen Schiffen wurde auch darin deutlich, dass der Kapitän die unteren Mannschaftsgrade nie direkt, sondern meistens in der 3. Person über einen seiner Offiziere ansprach: „Sagen Sie dem Mann, dass das Scheiße ist, wie er da den Rost pickt!“

Gemeint war die unter Seeleuten nicht besonders beliebte Arbeit des Rostentfernens an der Bordwand, wobei die unteren Dienstgrade stets einen alten und schon stumpfen Pickhammer verwenden mussten, während die höheren Mannschaftsgrade neue Werkzeuge einsetzen durften.


Im Verlauf des weiteren Abends wurden Bilder und Interviews aus dem alten Lankenau, dem ehemaligen Badestrand auf der anderen Weserseite, vorgeführt.

 

(Pressemitteilung vom 19.01.2007. Veröffentlicht im Weser-Report am 28.01.2007.

Diese Seite gestaltete Günter Reichert , 28237 Bremen, Liegnitzstr. 61)

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