Montag, 20. April, 19 Uhr
im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen, Beim Ohlenhof 10
Buchvorstellung:
"Bremen-Gröpelingen, Bromberger Str. 117 - Schützenhof - Internierungs-lager - Polenlager - KZ-Außenlager - Wohn- und Arbeitsort"
Prof. Dr. Uta Halle von der Bremer Landesarchäologie stellt das Buch zur Forschung und Erinnerung der vielschichtigen Geschichte des Schützenhofs vor.
Im Herbst 1944, das heißt genau vor 75 Jahren, entstand in Bremen-Gröpelingen, Bromberger Straße 117, das Außenlager "Schützenhof" des KZ Neuengamme mit mehreren Baracken. Rund 700 KZ-Häftlinge
mussten bei der AG Weser arbeiten und durchquerten zweimal täglich den Stadtteil. Anfang April 1945 wurden die KZ-Häftlinge auf den Todesmarsch zurück ins Stammlager Neuengamme geschickt.
Das Gelände des Schützenhofs besitzt eine interessante Geschichte davor und danach. 1907 errichtete die Bremer
Schützengilde von 1904 e.V. dort eine Schießanlage und eine Gaststätte, der "Schützenhof" war fortan Ausflugsort.
1939/1940 diente er kurzzeitig als Internierungslager für indische Seeleute, dann als Sammelort für Sinti- und Romafamilien,
anschließend als Lager für zivile Zwangsarbeiter. Nach der Zerstörung der Schützenhof-Gebäude im Oktober 1943 wurden Ende
1944 Baracken für das KZ-Außenlager errichtet.
Nach 1945 zogen Mitarbeiter der A.G. Weser und die Schützengilde in die Baracken; die Geschichte der Lager
geriet jedoch bis Anfang der 2000er-Jahre weitestgehend in Vergessenheit. Bürgerschaftliches Engagement im Stadtteil
verhinderte aber das vollständige Vergessen dieses Ortes. 2018 setzten eine archäologische Lehrgrabung und ein
Geschichtsseminar an der Universität Bremen neue Impulse für die Erforschung des Ortes und förderten bislang
unbekannte historische, archäologische und geophysikalische Erkenntnisse zutage.
Die Landesarchäologie Bremen und der Verlag Edition Falkenberg stellen die wechselvolle Geschichte des Ortes
mit dem Buch "Bremen-Gröpelingen, Bromberger Straße 117: ‚Schützenhof‘ – Internierungslager – Polenlager –
KZ-Außenlager – Wohn- und Arbeitsort. Forschung und Erinnerung zur vielschichtigen Geschichte des ‘Schützenhofs‘
im 20. Jahrhundert" (ISBN 978-3-95494-194-0) erstmals vor.
Für Fragen steht die Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle zur Verfügung.