Die Vereinsziele der Geschichtswerkstatt Gröpelingen beinhalten Angebote verschiedener Formen historischer, kultureller und sozialer Bildung, Beratung und Information. Entsprechend dieser Vereinsziele unterstützen wir die

Gröpelinger Erklärung für ein starkes solidarisches demokratisches Bündnis gegen Rechts.

Wortlaut (veröffentlicht am 21.2.2020) :

In Hanau hat am Mittwoch (19.2.) ein Mann zehn Menschen ermordet. Der mutmaßliche Mörder wird beschrieben als „unauffällig“ und „zurückhaltend“.


Was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn jemand „unauffällig“ sein kann, der auf seiner Website schreibt: Eine „komplette Ausweisung dieser Menschen aus unserem Land“ sei keine Lösung mehr, da „die Existenz gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler“ sei. Bestimmte Völker müssten „komplett vernichtet werden“.


In vielen Kommentaren wird von einem „wirren Weltbild“ des Mannes gesprochen. Aber was daran ist wirr? Es sind die klaren Mord- und Ausrottungsphantasien der extremen Rechten, die von deren politischen Arm in kleinen giftigen Dosen in den öffentlichen Diskurs eingeträufelt werden.


Auch die Mörder der Terrorgruppe NSU, auch der Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der antisemitische Attentäter auf die Synagoge in Halle lebten unauffällig mitten in der Gesellschaft.


In Gröpelingen versetzte am Mittwoch (19.2.) eine Bombendrohung gegen die Fatih Moschee die Gemeinde in Angst, Schrecken und Wut. Der Täter oder die Tätergruppe lebt unauffällig mitten unter uns in Bremen, vielleicht sogar in Gröpelingen.


Der Terror von Rechts kommt mitten aus unserer Gesellschaft.


In Hanau wurden Stadtteile angegriffen, die Gröpelingen sehr ähnlich sind. Wie in Hanau leben auch in Gröpelingen vor allem diejenigen Gruppen, die der extremen Rechten besonders verhasst sind: Geflüchtete und Eingewanderte aus dem Globalen Süden, Muslima und Muslime, Jüdinnen und Juden, Roma, Sinti, People of Color, Antifaschist*innen …


Unser Stadtteil ist kein Paradies, aber für viele ein Glücksfall. Für viele Tausende ist Gröpelingen eine sichere Zuflucht, ein Ort der religiösen und weltanschaulichen Toleranz, des urbanen Miteinanders, der guten Nachbarschaften.


Wir leben und arbeiten nicht trotz, sondern wegen seiner Internationalität, seiner solidarischen Netzwerke, seiner liebevollen und schrägen Typen hier in Gröpelingen.


Es ist nun an uns, ob wir wegsehen, schweigen und es zulassen, wenn beim Bäcker oder in der Kneipe, beim Kirchgang oder im Büro Menschen verächtlich gemacht werden und Gruppen, Sprachen, Religionen diskriminiert werden.


Es ist nun an uns, ob wir gleichgültig bleiben, wenn Moscheen geschändet oder Mitbürger*innen aufgrund ihrer Herkunft oder Sprache oder Religion benachteiligt werden.


Aber auch der Senat ist in der Pflicht: Wir brauchen starke Schulen und Kitas, Jugendzentren und Nachbarschaftstreffs, solidarische Beratung und gemeinsame Feste. Wir brauchen gute Strukturen für politische, demokratische, antirassistische Bildung. Wir brauchen eine Verwaltung und Politik, die Familien aus Gröpelingen, egal welcher Herkunft und Sprache, stützt und stärkt.


Es ist nun an uns, aufmerksam, emphatisch und solidarisch Netzwerke zu knüpfen, die einen robusten Schutz gegen rassistische Angriffe aus der Mitte der Gesellschaft bieten. Wir müssen aktiver und intensiver als bisher, über weltanschauliche und persönliche Unterschiede hinweg, den Schulterschluss aller Communities im Stadtteil suchen. Wir müssen mehr miteinander reden und handeln.

 

Wir sind den Familien und Freunden der Ermordeten in Hanau verbunden und drücken unser Mitgefühl und unsere Trauer aus.
Wir sind solidarisch mit der Gemeinde der Fatih Moschee und sichern unsere Unterstützung und Beistand zu.
Wir erklären uns solidarisch mit all denjenigen, die unter Alltagsrassismus, Ausgrenzung und Hass leiden und sichern unsere Zivilcourage zu.

 

Unterzeichner/innen: Christiane Gartner, Andrea Munjic, Kultur Vor Ort e.V. / Gröpelingen Marketing e.V. / Heiko Grein / Rita Sänze, Quartiermangement Gröpelingen / Bürgerhaus Oslebshausen / Norman Aksoy / Stadtbibliothek Bremen Gröpelingen / Bremer Volkshochschule West / QBZ Morgenland / Gesamtschüler*innenvertretung Bremen (GSV) / Geschichtswerkstatt Gröpelingen e.V. / Ekkehard Lentz, Pressesprecher, TURA Bremen e.V. / Grundschule an der Humanstraße / Kreisjugendwerk der AWO Bremen / Annekatrin Kelz, Schulleitung Grundschule an der Humannstraße / KuFz Halmerweg / Grundschule am Halmerweg, Angela Heidrich (Schulleitung), Ihno Pieper(Stellvertretende Schulleitung), Kirstin Groll (Zup-Leitung) / Das Familien-Netz West / Diakonische Jugendhilfe Bremen gGmbh / Raumstation Bremen e.V. / Erlebnisfarm Ohlenhof, AfJ e.V. / Farmschule Ohlenhof - Projekt gegen Schulvermeidung / Spiel-und Gemeinschaftshaus Wilder Westen / SPD Ortsverein Gröpelingen / Barbara Wulff für die SPD Fraktion im Beirat Gröpelingen / Fraktion DIE GRÜNEN im Beirat Gröpelingen / Stadtteilgruppe DIE GRÜNEN Hans Peter Halle, Anne Hölting, Lutz Liffers / Fraktion DIE LINKE im Beirat Gröpelingen Bernd Brejla, Raimund Gaebelein / Marion Bonk / VVN/BdA / SPD Ortsverein Oslebshausen / Martina Baumer / Dagmar Imhoff, Sozialpädagogin / Ingo Wilhelms, Ulrike Pala, Ortsamt West / Prof. Dr. Uta Halle / Bernd Fischer – Bildhauer und Keramiker / Gesundheitstreffpunkt West, Helmut Zachau / Theresa Manz / Nadine Schulze / Petra Bodenstein / Anke Stroth / Ute Monpetain / Phillip Teuber / Friedrich Scherrer, Pastor i.R. / Dipl. Gerontologe Hartmut Drewes, Pastor i.R., Sprecher des Bremer Friedensforum / Auktionen und Münzenhandel Dr. Christoph Stadler

 

(Stand 22.02.2020, 13 Uhr)

 

Weitere Unterzeichner wenden sich bitte an: gartner@kultur-vor-ort.com

Die Liste der Unterzeichner wird regelmäßig aktualisiert.

 

Bremen 21.02.2020, ViSdP: Lutz Liffers, Mitglied im Beirat Gröpelingen, Vorstand Kultur Vor Ort e.V.

Zum Download und ausdrucken: Gröpelinger Erklärung für ein starkes solidarisches demokratisches Bündnis gegen Rechts
Gröpelinger Erklärung für ein starkes so[...]
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